Zum Inhalt springen

Portraitfotografie , der suggerierte Pixelwahn .




Portraitfotografie , der suggerierte Pixelwahn


Ist Mehr wirklich Mehr ? Geht es nach der stagnierenden Kameraindustrie müssen wir alle 2-3 Jahre unsere Kameras austauschen, die einst mit Superlativen beworbenen Megapixel-Boliden besitzen nämlich eine Halbwertzeit die bisweilen geringer ausfällt wie der Inhalt einer Konservendose.

Komisch, wenn ich als Fotograf in meine Nikon FG Baujahr 1982 (also fast 40 Jahre alt ! ) einen 100er Ilfort anstatt einer SD Karte einlege und 36 wohl-bedachte Aufnahmen mache erledigt diese Kamera zuverlässig wie eh und je auch im Studio noch ihre Arbeit. Und so wird dieses lieb gewonnene Meisterstück japanischer Ingenieurskunst mich sicherlich noch eine Weile begleiten. Hunderte von Schwarzweiß Aufnahmen sowie ganze Bände an Urlaubsfotos, welche an Dynamik und auch in Sachen Schärfe den heutigen digitalen Nachfolgern in nichts nachstehen sind für mich jedenfalls Grund genug.

Dennoch verfalle auch ich hier und da als Fotograf den großmundigen Werbeversprechen der Kamera- u. Objektiv-Industrie , eine D850 wird in absehbarer Zeit die bis zum heutigen Tag zuverlässige D800 ablösen. Marginale Dinge wie Klappdisplay und… ja und was eigentlich ? ISO 25600 ? , 45 statt 36 MP ? 1800 statt 900 Aufnahmen Akkulaufzeit ? 153 statt 51 Fokusmesspunkte ? Hand aufs Herz , wer fotografiert tatsächlich mit ISO 25600 ? Wer vergrößert seine Portrait-Aufnahmen auf mehr als 2 Meter Kantenlänge ?? Wer wählt den hundertdreiundfünfzigsten Fokuspunkt aus wenn er ein Gesicht fotografiert ?? In meinem Fall wird wohl das ab und an vermisste Klappdisplay als innere Rechtfertigung herhalten müssen , einen stolzen 4 stelligen Betrag auf den Tisch zu blättern und mir dann vermutlich einreden zu müssen die Bilder haben einen gewaltigen Qualitätssprung erlebt. Und vermutlich werde ich dann auch wieder die eine mit der anderen , also die alte Kamera mit der neuen Kamera vergleichen um festzustellen , wie schnell man doch der Industrie immer wieder auf den Leim geht.

Einen halben Tag lang habe ich jetzt 2 wirklich treue und hervorragende Wegbegleiter mit einander verglichen und auch gegen einen relativ modernen APS-C Sensor antreten lassen, das Ergebnis ist für mich eindeutig.

Meine D90 , Baujahr 2008 mit damals stolzen 12 MP Auflösung an einem APS-C Format Sensor und meine D800, mit im Jahr 2012 atemberaubenden 36 MP Auflösung an einem Vollformat Sensor. Beiden DSLR stelle ich einer relativ aktuellen Spiegellosen Sony a6300 gegenüber und bin wirklich verblüfft über die Ergebnisse.

In der Gesamtübersicht erwecken alle 3 einen ansprechenden Gesamteindruck mit geringen Kontrastunterschieden, ohne das man ein Modell von vornherein ausschließen müsste. An den Nikon‘s befindet sich jeweils die knack-scharfe Portrait Festbrennweite Nikkor 85mm , welche hier im Studio für Portraits fast immer zum Einsatz kommt. An der Sony das legendäre Sigma 60mm 2,8 ART , welches durch den Crop Faktor in etwa dem Nikkor an dem FX Sensor entspricht , auch wenn es nicht ganz so lichtstark ist. Rein subjektiv und aus dem Bauchgefühl heraus liefert die Sony das „technisch“ ansprechendste Bild, was wohl auf die kamerainterne Software zurück zuführen ist. Die D800 zeichnet erwartungsgemäß etwas „weicher“ ab , was dem Sensor aufgebrachten Tiefpassfilter zu schulden ist, jedoch ebenfalls knackscharf mit nicht ganz soviel Kontrast .

Bei der 100% Vergrößerung sind erwartungsgemäß die ersten deutlichen Unterschiede der jeweiligen Sensorgröße klar zu erkennen, der Vollformatsensor bildet auch bei dieser Vergrößerung noch sauber und detailreich ab , den etwas flacher wirkenden Kontrast kommt dem Portrait dennoch entgegen . Die D90 mit den antiquarischen 12 MP zeigt, auch ein mehr als 10 Jahre alter APS-C Sensor liefert nach wie vor scharfe und auch sehr kontrastreiche Aufnahmen , welche im Portraitbereich durchaus für Ausbelichtungen und Drucke bis 80 cm Kantenlänge durchaus zu gebrauchen ist. Die Sony alpha mit dem “Schärfewunder” Sigma 60mm f2,8 ART  verhält sich hier unauffällig, der in der Gesamtansicht auffällige (Farb)Kontrast setzt sich fort , Schärfe und Details sind völlig in Ordnung  und für Großformatige Abzüge bedenkenlos zu verwenden.

In der Extremen Vergrößerung (Bei der D90 immerhin um mehr als 600% ! ist der Punkt erreicht an dem der APS-C Sensor der D90 an seine physikalischen Grenzen stößt die Pixel sind inzwischen deutlich wahrnehmbar . Die D800 hingegen liefert immer noch ein sehr gutes Ergebnis , feinste Details werden noch sauber und kontraststreich abgebildet , völlig ausreichend auch für sehr große Drucke jenseits der 2 Meter . Verblüffend hingegen die sicherlich mit hoher elektronischer Unterstützung produzierten Aufnahmen der Sony Alpha. Zwar sind nun deutliche Unterschiede auch zum 36 MP Bild sichtbar, die Linien erscheinen deutlich “dicker” , dennoch ein respektables Resultat für eine kompakte Spiegellose .

Fazit. In meinem Portfolio wüsste ich nun kein Bereich , welcher auch nur eine dieser 3 Kameratypen von vorneherein ausschließt. Qualitativ hochwertige Profi-Kameras sind durchaus auch nach mehr als 3 bis 5 Jahren noch in der Lage ansprechende und technisch einwandfrei Aufnahmen zu produzieren. Pixelwahn und Technischer Perfektionismus können somit durchaus negative Einflüsse auf die eigene Schaffenskraft ausüben , und von dem Eigentlichen , nämlich der Fotografie als solcher ablenken . Sicher, diese Eindrücke sind allesamt subjektiv und so habe ich beispielsweise nicht nach Laborkriterien geschaut und auch nicht nachgemessen wieviele Pixel im Randbereich unter den einzelnen Objektiven unscharf sind, eben weil dies aus meiner Sicht für die Fotografie bedeutungslos sind. 

Facebook
Twitter
LinkedIn

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Share via

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung